Das Barfen erfreut sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit – viele Hundebesitzer wünschen sich eine möglichst natürliche und artgerechte Ernährung für ihren Vierbeiner. Beim Barfen bekommt dein Hund rohes Fleisch, Innereien, Gemüse und gesunde Zusätze direkt in den Napf. Doch so gesund das Konzept auch klingt, rund um das Barfen kursieren zahlreiche Mythen und Unsicherheiten. Viele Halterinnen und Halter fragen sich: Ist Barfen wirklich besser für meinen Hund? Und worauf muss ich achten, damit mein Liebling optimal versorgt ist?
In diesem Beitrag räumen wir mit den häufigsten Irrtümern rund ums Barfen auf und zeigen dir, wie du deinen Hund ausgewogen, sicher und mit ganz viel Liebe roh ernähren kannst.
Was bedeutet Barfen eigentlich und wie funktioniert es?
„Barf“ ist ein Kunstwort, welches aus der Abkürzung „B.A.R.F“ gebildet wurde und steht für „Biologisch Artgerechte Roh-Fütterung“.
Hierbei handelt es sich aber um die eingedeutschte Version. Ursprünglich stammt der Trend aus Kanada/USA und wurde dort wie folgt bezeichnet.
- BARF = Born Again Raw Feders = Rohfütterung von Neugeborenen
- BARF = Bones And Raw Food = Rohe Futtermittel und Knochen
- BARF = Biologically Appropriate Raw Food = biologisch geeignete und rohe Futtermittel
Im Grunde genommen ist es egal, welche Definition zugrunde gelegt wird. Beim Barfen für den Hund – oder auch der Katze – handelt es sich um eine Futtergabe, welche aus rohen und frischen Zutaten besteht.
Die Philosophie hinter der Rohfütterung für deinen Hund
Auch wenn dein Hund heute gemütlich auf dem Sofa liegt oder dich beim Spaziergang treu anschaut, in ihm steckt noch immer ein kleiner Jäger. Von Natur aus ist der Hund ein Beutegreifer, genau wie seine wilden Vorfahren. Würde er in freier Wildbahn leben, müsste er sich seine Nahrung selbst erjagen. Und dabei würde er nicht nur ein Stück Fleisch fressen.
Beobachtungen an Wölfen und freilebenden Hunden zeigen, dass sie ihre Beute fast vollständig verzehren. Das bedeutet, sie fressen nicht nur Muskelfleisch, sondern auch Blut, Knochen, Sehnen, Innereien und sogar den Mageninhalt. Und genau darin steckt etwas sehr Wertvolles. Denn viele Beutetiere ernähren sich von Pflanzen, Kräutern, Beeren und Körnern. Durch das Fressen des Mageninhalts nimmt der Hund auch pflanzliche Nährstoffe auf, die für seine Gesundheit wichtig sind.
Möchten Hundebesitzer nun das natürliche Fressverhalten ihres Vierbeiners imitieren, füllen sie den Fressnapf mit ca. 70 bis 80 % rohem Fleisch und ca. 20 bis 30 % rohem Obst und Gemüse. Allerdings sind diese Angaben lediglich als Faustformel anzusehen und gelten ausschließlich für einen gesunden Hund.
Neben der Gabe von Fleisch und Obst/Gemüse muss darauf geachtet werden, dass genügend ungesättigte Fettsäuren im Hundenapf landen. In der Natur sind sie in den wild lebenden Beutetieren vorhanden. Bei unserem Schlachtvieh, welches überwiegend zur Fleischgewinnung gehalten wird, fehlen diese wichtigen Bestandteile. Der Mangel wird vor allem durch Zugabe von hochwertigen Ölen ausgeglichen.
Was kommt beim Barfen in den Napf?
Grundsätzlich dürfen Hunde alle Fleischsorten fressen - bis auf eine wichtige Ausnahme: rohes Schweinefleisch (dazu gehört auch das Wildschwein-Fleisch). Bei Schweinen ist seit über 150 Jahren bekannt, dass sie oftmals von dem Aujeszky-Virus befallen sind.
Dieser Virus ist zwar für uns Menschen nicht gefährlich, aber für Hunde bedeutet es den sicheren Tod innerhalb von wenigen Tagen. Nach dem Verzehr von rohem Schweinefleisch können sich bei Tieren das Gehirn und Rückenmark entzünden. Eine spezielle tierärztliche Behandlung gibt es für eine solche Infektion nicht.
Für das Barfen kannst du auf viele verschiedene Fleischsorten zurückgreifen. Besonders häufig landen Rind, Huhn, Pute oder Lamm im Napf. Aber auch Pferd, Kaninchen, Ente, Reh, Hirsch oder exotischere Varianten wie Känguru und Strauß können gut gefüttert werden. Sogar Fischsorten wie Lachs, Seelachs oder Sardinen eignen sich wunderbar, um deinem Hund wertvolle Omega-3-Fettsäuren zu liefern. Bei größeren Tieren wie Rind oder Lamm lohnt es sich, zwischen Muskelfleisch und Innereien zu unterscheiden. Letztere sind besonders reich an Nährstoffen, sollten aber mit Bedacht verfüttert werden.
Welches Gemüse/Obst darf beim Barfen für den Hund verarbeitet werden?
Damit der Hund ausreichend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente bekommt, dürfen Gemüse und Obst nicht auf dem Speiseplan fehlen. Allerdings gibt es zahlreiche Vierbeiner, die sehr wählerisch sind und das Gemüse im Napf gekonnt aussortieren.
In der Natur wird das Gemüse im Beutetier vorverdaut. Für deinen Hund ist das optimal, denn ihm fehlen Enzyme, die die pflanzlichen Zellwände aufbrechen und anschließend verwerten können. Daher sollten Hundebesitzer jegliches Gemüse vor der Gabe mit einem Mixer oder Pürierstab zerkleinern. Wird der Mix anschließend unter das Fleisch gemischt, können die Vierbeiner das zerkleinerte Gemüse auch nicht mehr aussortieren.
Folgende Obst- und Gemüsesorten kannst du deinm Hund bedenkenlos geben:
So wird dein Hund nicht nur mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt, sondern bekommt auch eine ausgewogene und artgerechte Mahlzeit, die seinem natürlichen Fressverhalten am nächsten kommt.
Welche Knochen dürfen dem Hund gegeben werden?
Wenn du deinen Hund fragen könntest, was er sich wohl am allerliebsten in den Napf wünscht, dann würde die Antwort wahrscheinlich mit leuchtenden Augen „Knochen!“ lauten. Das Kauen macht nicht nur Spaß, sondern liefert auch wertvolle Mineralstoffe wie Calcium, Phosphor oder Magnesium.
Wichtig ist aber, dass du Knochen immer roh gibst. Gekochte oder gegrillte Knochen können splittern und im schlimmsten Fall gefährliche innere Verletzungen verursachen. Besonders bei Markknochen ist Vorsicht geboten, denn sie können sich beim Kauen über die Zähne schieben und sich so festsetzen, dass nur noch der Tierarzt helfen kann.
Knochen können eine tolle Ergänzung sein, sofern wenn du sie mit Bedacht gibst und immer das Wohl deines Lieblings im Blick hast.
- Sandknochen
- Kalbsknochen
- Sehnen
- Hälse von Hühnern, Enten und Puten
- Kehlköpfe
- Brustknochen
- Gerippe
Tabu beim Barfen: Diese Lebensmittel können deinem Hund schaden
Einige Lebensmittel, die sich in unserer Küche befinden, können für Hunde schädlich sein. Daher solltest du unbedingt wissen, um welche Zutaten es sich dabei handelt.
Folgende Artikel dürfen auf keinen Fall im Barf-Napf landen:
- Weintrauben
- Rosinen
- rohe Kartoffeln
- Zwiebeln
- Avocados
- Tomaten
- Paprika
- Schokolade
- Xylit bzw. Birken-Zucker
- Koffein
- Alkohol
Warum ist ein Futterplan wichtig?
Damit dein Vierbeiner mit allen Nährstoffen optimal versorgt wird, sollten Hundebesitzer auf die richtige Futterzusammenstellung achten. Mittlerweile gibt es gute Tierärzte, die sich auch auf die optimale Ernährung von Hunden spezialisiert haben oder spezielle Ernährungsberater für Hunde.
Während bei gesunden Hunden eventuell die Faustformel 70% Fleisch und 30% Obst-Gemüse plus hochwertige Öle ausreichend ist, kann sich diese Futterzusammenstellung für einen kranken Hund als fatal erweisen.
Hunde, die beispielsweise unter einer Schilddrüsen-Problematik leiden, dürfen keine Geflügel-Hälse oder Stichfleisch vom Rind in den Futternapf bekommen. Genauso verhält es sich bei Vierbeinern, die nierenkrank sind. Diese Hunde dürfen auf keinen Fall einen hohen Fleischanteil in ihrem Napf vorfinden.
Im Zweifel sollten immer ein fachkundiger Rat einholt werden.
Mittlerweile gibt es bezüglich der Rohfleischfütterung im Handel zahlreiche Angebote. Wer seinen Hund artgerecht ernähren möchte und keine Zeit für Futterpläne hat, kann auch auf Fertigbedarf zurückgreifen. Die ausgewogene Hundemahlzeit wird beim Hersteller optimal gemixt und tiefgefroren. In speziellen Tiefkühlboxen kommt die Ware schnell beim Hundebesitzer an.
Wie sieht die Futtermenge für einen gebarften Hund aus?
Wer seinen Hund bisher mit industriellem Futter gefüttert hat, wird sich am Anfang über die Futtermenge bei einer Barf-Mahlzeit wundern. Denn hier greift tatsächlich eine Faustformel, die fast immer angewendet werden kann:
Der Tagesbedarf liegt bei einem erwachsenen und gesunden Hund bei 2- bis 3 Prozent seines Körpergewichtes. Bei einem 20 kg-Hund entspricht dies einer Futtermenge von lediglich 400-600 g pro Tag. Bekommt der Vierbeiner täglich morgens und abends seine Portion, beträgt diese 200-300 g.
Viele Hundehalter sind daher überrascht, dass diese Menge sehr viel weniger ist als bei Trocken- oder Nassfutter. Das ist darin begründet, dass beim Barfen nur hochwertige Nahrungsmittel verwendet werden, die komplett vom Hund verwertet werden können. Am deutlichsten wird das bei der Ausscheidung vom Kot des Tieres. Tiere, die gebarft werden, scheiden sehr viel weniger Kot aus.
Die Faustformel greift übrigens nicht bei Welpen oder Junghunden im Wachstum. Dort müssen anstelle der 2-3 % mindestens 5 % veranschlagt werden.
Supplemente beim Barfen: Wann braucht dein Hund zusätzliche Nährstoffe?
Auch wenn Barfen grundsätzlich viele natürliche Nährstoffe liefert, kann es in bestimmten Situationen sinnvoll sein, die Fütterung mit gezielten Ergänzungen zu unterstützen. Dazu zählen zum Beispiel Seealgenmehl für die Jodversorgung, Lachsöl für Omega-3-Fettsäuren oder Eierschalenpulver als Calciumquelle.
Einige Nährstoffe, auf die du beim Barfen besonders achten solltest, sind:
- Calcium: Wenn du keine Knochen fütterst oder dein Hund diese nicht verträgt, brauchst du eine zuverlässige Calciumquelle. Hier eignet sich Eierschalenpulver oder spezielles Calciumcarbonat.
- Jod: Da Hunde in freier Wildbahn auch Schilddrüsenreste mitfressen würden, kann es beim reinen Barfen zu einem Jodmangel kommen. Seealgenmehl ist hier eine beliebte und natürliche Ergänzung – allerdings solltest du es sorgfältig dosieren.
- Omega-3-Fettsäuren: Besonders in Lachsöl oder Leinöl enthalten, unterstützen sie Haut, Fell, Herz und Gelenke. Sie gleichen außerdem das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 im Fleisch aus.
- Zink, Mangan, Kupfer und weitere Spurenelemente: Diese sind in Muskelfleisch oft nur in geringen Mengen enthalten. Sie können durch spezielle Mineralmischungen ergänzt werden.
- Vitamin D und E: Diese Vitamine sind für den Knochenstoffwechsel, die Immunabwehr und die Muskulatur wichtig. Bei wenig Fischanteil oder bei Hunden mit speziellem Bedarf kann ein Zusatz sinnvoll sein.
Fazit: Warum Barfen deinem Hund guttut
Barfen ist eine natürliche und artgerechte Fütterungsmethode, mit der du deinem Hund genau das geben kannst, was er wirklich braucht. Mit etwas Vorbereitung, ausgewogenen Zutaten und Liebe zum Detail wird jede Mahlzeit zu einem gesunden Genuss. Achte auf die richtige Mischung und ergänze bei Bedarf – so unterstützt du die Gesundheit und Lebensfreude deines Vierbeiners Tag für Tag.
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